Unser Schneewittchen hat acht Welpen das Leben geschenkt.
Sie ist nur zufrieden wenn alle Welpen auf ihrem Bauch liegen und schlafen.


Alle sind begeistert von den Kleinen. Ivory die Oma liegt auch mit in der Welpenkiste und passt auf das alles richtig läuft.




und wenn ich so richtig satt bin, dann kann ich lange und ausgiebig schlafen


mit vollem Bauch lässt es sich herrlich träumen



C-Wurf – Tagebuch
Das war die erste Frage mit der ich mich auseinander-setzte, als mir Babs sagte, dass das doch eine tolle Idee sei. Also eigentlich beginnt es – denke ich mir – mit der Planung des Wurfes. Das liegt nun schon ein wenig zurück also schweife ich etwas in die Vergangenheit. Wir möchten in diesem Jahr einen Wurf machen – gut. Mit Schneewittchen – gut. Also ab zur Herzuntersuchung – gut – genauer gesagt alles bestens. Wir schauen uns nach einem Rüden um. Wer passt zu ihr? Hat er schon Nachkommen, die man sich ansehen kann, wie ist sein Wesen? Ergänzt er sich gut mit unserer Hündin? Also recherchieren, Stammbäume vergleichen. Die Wahl ist getroffen. Außerdem brauchen wir noch einen Ersatz-Kandidaten. Es könnte sein, dass ihr unsere Wahl nicht gefällt und sie hat nicht nur das letzte Wort bei der Entscheidung. Jetzt geht es um interne Planungen. Wer nimmt wann Urlaub, um die Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Welpen für die ersten 10 Wochen sicherzustellen. Ok, wir rechnen mit Schneewittchens Läufigkeit ab Mitte Februar, das wäre aber schlecht, denn nur, wenn sie erst ab dem 10. April heiß wird, können wir die Betreuung regeln. Na dann wollen wir mal hoffen. Würde sie noch etwas länger warten, hätte das auch den Vorteil, dass wir sie noch ausstellen können. Im Moment ist sie in der Warteschleife für den VDH-Champion, d.h. sie braucht nach dem 18.04 noch eine Champion-Anwartschaft, damit die Fristen eingehalten sind. Das wäre natürlich schön, wenn sie schon vor ihrem ersten Wurf Champion wäre… Gut, der Februar geht ins Land, der März zieht vorüber, langsam fangen wir an zu hoffen, dass es klappen könnte. Mein Mann hat Anfang des Jahres den Arbeitsplatz gewechselt, deshalb ist es dieses Mal so kompliziert mit dem Urlaub. Ob Sie es nun glauben oder nicht - es ist der 15. April und Schneewittchen wird läufig – super. Unsere Tierärztin macht einen Abstrich und meint, wir sollen am 9. Tag wiederkommen, dann könne sie den besten Deckzeitpunt bestimmen. Meistens hat man dann noch 4-5 Tage Zeit. Ich habe ein komisches Gefühl, fahre schon am 8. Tag wieder hin, erfahre das Ergebnis aber erst am nächsten Tag. Mein Gefühl hat mich nicht getrogen, sofort am nächsten Tag sollen wir den Rüden besuchen. Die zwei begegnen sich, spielen miteinander, aber mehr will sie nicht. Wir warten ab, trennen die beiden, versuchen es erneut. Sind wir vielleicht doch zu früh? Der Rüde gibt sich alle erdenkliche Mühe, versucht sie nach allen Regeln der Kunst zu verführe, aber nein, sie gibt sich unnahbar. Nach drei Stunden geben wir auf, wenn sie ihn nicht will, dann ist das eben so. Außerdem gibt es ja die Theorie der Verhaltensbiologen, die besagt, dass auch Tiere instinktiv wissen, wer zu ihnen passt. Aber genau deshalb haben wir ja immer einen Ersatzkandidaten, den wir wie unseren Favoriten unter die Lupe genommen haben. Es mag unglaublich klingen, doch er kam, sah und siegte. Doch 2 Tage später beim üblichen Nachdecken war schon alles vorüber und sie zeigte ihm nur noch die kalte Schulter. Dann heißt es warten, Schneewittchen beobachten. Pfingsten steht vor der Tür, am Tag danach können wir einen Ultraschall machen lassen. Das heißt, könnten wir, denn an diesem Tag schaffen wir es nicht, zu den üblichen Praxiszeiten zu unserem Tierarzt. Na, dann fahre ich einfach schon mal am Freitag, ich bin doch sooo neugierig. Toll, sie kann auf dem Ultraschall nichts sehen, sicherheitshalber soll ich aber 5 Tage später wiederkommen. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich mich auf die Welpen gefreut habe. Aber - obwohl ich nicht wirklich daran geglaubt habe, 5 Tage später sind da kleine Wirbel-säulen zu erkennen. Also doch, wie schön. Unsere Veterinärin sagt, sie sähe nur 4, doch das ist nicht wichtig und sie braucht auch gar nicht weiter zu schauen, ob noch mehr im vorderen Bereich liegen. Hauptsache, wir wissen, dass da was kommt. Danach heißt es wieder warten. Mein Mädchen wird runder und runder. Wirklich nur 4? Ich hoffe nicht, denn dann sind die ganz schön groß. Jeden Tag bekommt sie ihren Himbeerblättertee und zum Ende der Trächtigkeit ihre Globulis, um sie homöopathisch auf die Geburt vorzubereiten. Es ist der 26. Juni, mein Mann hat Geburtstag, feiern werden wir nicht, denn morgen ist Geburtstermin und ich kann den Besuch ja nicht wegschicken: „Schön, dass ihr alle gekommen seid, aber jetzt möchte Schneewittchen ihre Welpen zur Welt bringen.“ Beim Abendspaziergang möchte ich die „Big Mama“ am liebsten zuhause lassen, es ist zu warm, aber die Rechnung habe ich ohne sie gemacht. Also gut, dann kommt sie eben mit und an jeder Wegkreuzung entscheidet sie, ob es weitergeht. Plötzlich macht sie einen riesigen Satz zur Seite – ach nur ein Frosch. Klar, dass ist ja jetzt total wichtig, Frösche zu fangen. So, wir sind wieder zuhause, ohne Frosch aber mit einem zufriedenen Schneewittchen. Und nun wird sie unruhig, wir wandern in den Garten, in die Wurfkiste, in den Vorgarten, in den Garten, in die Wurfkiste, in den Vorgarten. Stunde um Stunde – wir betrachten den Vollmond. Am Anfang ist das ja alles spannend, irgendwann wird es langweilig und nach 9 Stunden ist es einfach nur anstrengend. Aber wie schwer muss es erst für sie sein. Und dann endlich, endlich ist es soweit. Der erste Welpe wird geboren. Er oder besser sie zappelt und quäkt und vergessen sind die Fragen, warum man das macht. Da liegt Schneewittchen, erschöpft aber glücklich und das Kleine nuckelt und unsere kleine Welt ist so heil, dass es gar nicht besser sein könnte. Der nächste Welpe kommt und wieder einer und langsam merke ich doch, dass ich schon die ganze Nacht mit der Hündin durch den Garten marschiert bin, mein Mann schlägt mir vor, ich könne mich ja auf´s Sofa legen. Doch da liege ich gerade mal 2 Minuten, da tönt er: „Komm mal her, es geht weiter.“ Das Spiel spielt Schneewittchen noch einige Male mit mir, mal darf ich 10 Minuten liegen, mal nur 3. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass Schneewittchen bis zum Mittag 8 Welpen das Leben geschenkt hat. Einer schöner als der andere, zwei Mädchen und sechs Jungen. Alle lackschwarz mit weißem Brustfleck, weißer Schwanzspitze und drei von ihnen haben 2 bzw. 3 weiße Zehen. Das wird dauern, bis wir sie auf den ersten Blick auseinander halten können.
Ein spannender Moment ist es immer, wenn der Rest unseres Rudels dann meint, alles ist vorüber und wir wollen einmal gucken. Schneewittchen hat zum ersten Mal Welpen, es ist schwer vorauszusagen, wie sie sich verhalten wird. Als erstes kommt ihre Mutter Ivory , sie schaut auf die Welpen und fängt an zu fiepen. Wir kennen das schon von ihr, seitdem sie selbst Welpen hatte, fühlt sie sich als Mutter aller Welpen, alle werden gewaschen, bekuschelt, versorgt und behütet. Sie steht also da und fiept, Schneewittchen hebt den Kopf und lässt Ivory in aller Ruhe schauen. Ashton erscheint in der Tür und bebt am ganzen Körper vor Aufregung. Sicherheitshalber nehmen wir sie mal lieber ans Halsband, doch sie steht da und zittert und schaut und schaut, irgendwann dreht sie sich um und geht. Elsa, die das ganze ja schon zum dritten Mal erlebt, guckt flüchtig in die Kiste und bezieht ihren Stammplatz auf dem Sofa. Smiley, unsere Kleine, ist verwirrt, saugt hörbar die Luft ein, geht raus, kommt wieder rein und weiß nicht so recht, was sie davon halten soll.

28.06.10 Die Nacht ist vorbei – welche Nacht? – es war zwischendurch mal dunkel. Jetzt habe ich 2 Wochen Urlaub, Matthias muss arbeiten. Also sitze ich in oder neben der Welpenkiste, lausche dem wohligen Gegrummel der Kleinen, wechsel die Decken, bereite kleine Mahlzeiten für Schneewittchen. Immer wieder steht Ivory vor der Kiste und bittet um Einlass, doch das ist nicht meine Entscheidung. Schon an diesem Abend lässt Schneewittchen zu, dass Ivory zu ihr in die Kiste steigt und die Kleinen wäscht. Es ist rührend anzusehen. Einer der Höhepunkte des Tages ist für uns immer das allabendliche Wiegen der Welpen. Dort bestätigen uns die Zahlen, was wir auch ohne sie sehen – dass alle prächtig gedeihen und wachsen. Nicht einer hat auch nur 1 Gramm abgenommen, alle haben sie zugenommen, zwischen 8 und 17 %.

29.06.10 Ein Alltag spielt sich langsam ein. Tagsüber betreue ich die Hunde, wenn Matthias von der Arbeit kommt, übernimmt er für 2 Stunden, dann muss er ins Bett. Zum Glück kann er zu jeder Tages- und Nachtzeit schlafen, denn kurz nach Mitternacht steht er wieder auf und dann darf ich in die Kissen sinken, bis er sich zur Arbeit fertigmacht und ich wieder übernehme. Das wird der Rhythmus der nächsten zwei Wochen sein, dann geh ich arbeiten und er hat Urlaub, dann läuft es andersherum. Schneewittchen genießt trotz ihrer Erschöpfung, die man ihr manchmal ansehen kann, ihre Sonderprivilegien – Fressen, wann immer sie will und zwar nicht nur auf der Deele, wo wir normalerweise füttern, nein am liebsten direkt in der Wurfkiste. Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell man einen Hund verwöhnen kann. Wie - Trockenfutter – nur Trockenfutter, das kann ja nicht sein. Am liebsten mag sie jetzt Eintof : etwas Trockenfutter, etwas Frischfleisch, ein bisschen Dosenfutter, Banane oder Apfel dazu, Gemüsesaft mit Wasser verdünnt zum Abrunden darüber geben. Die Leute, die einen Welpen aus diesem Wurf möchten, rufe ich heute an und die erste Frage nach der, nach dem Wohlbefinden aller Beteiligten, ist: “Wann dürfen wir kommen?“ Na ja ,ein wenig müssen sie sich noch gedulden.

30.06.10 Hundemüde –das Wort erhält eine neue Dimension. Manchmal, wenn gerade alle Welpen satt sind und auch Schneewittchen schläft, packe ich meine Matratze, die jetzt hinter der Tür steht, vor die Welpenkiste und gönne mir auch ein Nickerchen. Bis der erste wieder wach wird. Jemand ruft an:“Ist heute abend Irish Wolfhound Stammtisch?“ Ach ja, unser Stammtisch, den habe ich völlig vergessen… gut, der Termin steht. Beide können wir auf keinen Fall, einer muss ja hundesitten. Doch wenn ich fahre, kann Matthias nicht schlafen, wenn er fährt, kann er ebenso wenig schlafen. Geht beides nicht. Aber wir haben ja noch unsere zwei Söhne. Kevin, der mich immer wieder erstaunt, wie weich er im Umgang mit den Zwergen wird, der stundenlang in der Kiste sitzen kann. Oder Pascal, der vordergründig so tut, als wenn ihn das alles nicht betrifft, der aber immer sofort sieht, wenn es einem Hund nicht gut geht. Beide haben schon tatkräftig bei den Geburten geholfen, wissen, auf was sie zu achten haben, wenn die Kleinen saugen, etc. Kevin erklärt sich spontan bereit, zwei Stunden aufzupassen, so kann ich zum Stammtisch fahren, wo wir noch einiges wegen des Sommerfestes zu klären haben. Ich habe Hochachtung vor allen Züchtern, die zu zweit einen Wurf aufziehen. Wir sind hier zu viert und ich bin froh zu wissen, dass jeder alles kann. Schneewittchen bekommt immer mehr Routine und oft liegt sie jetzt zusammen mit Ivory und den Zwergen in der Wurfkiste – als ob es nicht warm genug wäre.

01.07.10 Langsam machen wir uns Gedanken über die Namen der Zwerge. Wir haben zwar noch Zeit, bis wir uns für die Papiere festlegen müssen, doch es ist uns zuwider von der mit dem gelben Bändchen oder dem Roten zu sprechen. Sie sind schon ganz eigene Charaktere und das sollte sich auch in einem individuellen Namen zeigen. Das hat jetzt nichts damit zu tun, was später auf der Ahnentafel stehen wird. Da wird es ohnehin noch heftige Diskussionen geben. Der Rote heißt jetzt „Caruso“, das hat er sich verdient. Caruso ist ein lautes Exemplar von einem Welpen. Er quietscht und quäkt, gibt fast ständig Töne von sich. Wenn die kleine Gelbe jetzt einen Namen bekäme, würde sie sicher „Zecke“ heißen, doch das wollen wir ihr nicht antun, vielleicht fällt uns bald etwas passenderes ein. Wenn sie Hunger hat, dockt sie bei Schneewittchen an und trinkt und schluckt und trinkt und schluckt, bis sie plötzlich abfällt wie eine reife Zecke. Was die späteren, offiziellen Namen unserer Zwerge betrifft, haben wir das Problem, dass Matthias und ich da ganz unter-schiedliche Vorstellungen haben. Er mag es gern kurz, prägnant und praktisch – eben einen Namen, mit dem man den Hund später auch rufen kann. Ich liebe hoheitsvolle erhabene Namen, die vielleicht nicht wirklich alltagstauglich sind, aber wunderbar auf der Ahnentafel oder im Ausstellungskatalog klingen.

02.07.10 Wenn das so weitergeht, wird es nicht mehr lange dauern und Ivory hat Milch. Sie liegt so hingebungsvoll bei den Welpen, dass sie es gar nicht mag, wenn ich sie zwischendurch mal rausschicke. Schneewittchen findet es wohl ganz in Ordnung, seit heute bleibt sie auch mal 2 Minuten länger als nötig im Garten. Das ist auch gut so. Wo es so warm ist, habe ich doch etwas Sorge, dass ihr Kreislauf irgendwann absackt. Zwischendurch habe ich gedacht, sie hat vielleicht nicht genug Milch, weil sie auch nicht so viel frisst, wie ich es richtig fände, aber das abendliche Wiegen zeigt, dass alle gut zunehmen. Der erste Rüde wiegt jetzt schon über 1000 Gramm. Inzwischen hat auch Ashton beschlossen, dass die Zwerge ganz putzig sind. Sie schnüffelt an den Kleinen und wäscht sie, bestimmt bekommen die alle einen Waschzwang, wenn es so etwas bei Hunden auch gibt. Langsam versuchen die Welpen sich aufzurichten und sie werden immer geschickter darin, schnell an die Futterquelle zu gelangen. Es erstaunt mich immer wieder, in welcher Lage sie saugen können, das geht scheinbar in jeder Position, kopfüber, auf dem Rücken liegend, völlig von Geschwistern einquetscht oder wie auch immer. Die kleinen Bäuche sind ganz rund, sie brummeln zufrieden so vor sich hin, die Nabelschnüre sind schon lange alle abgefallen. Und Schneewittchen erfüllt ihre Rolle wie ein Profi und ist sicher genug, so dass sie jetzt oft vor der Kiste auf den kühlen Fliesen liegt. Ivory muss sich jetzt leider etwas zurücknehmen. Tatsächlich hat sie Milch und könnte jetzt als Amme tätig werden. Doch nachdem sie in 2 Würfen 23 Welpen aufgezogen hat, ist es auch gut. Sie hat viel geleistet und wir wollen ja extra nicht mehr mit ihr züchten, da so ein Wurf doch auch anstrengend für eine Hündin ist. So bleibt uns jetzt nichts anderes, als sie nicht mehr so oft in die Kiste zu lassen, was uns allen schwerfällt.

03.07.10 Für heute kündigt sich ein Gewitter an. Die Hunde sind unruhiger als sonst, selbst den Zwergen merkt man es an. Auch wenn sie noch nichts sehen und hören können, so scheinen sie das doch zu merken. In den ersten Tagen haben sie oft zusammengekuschelt geschlafen, doch heute liegen sie eher vereinzelt.

04.07.10 So furchtbar viel passiert hier gar nicht und eigentlich ist das auch gut so. Wenn es nichts besonderes zu schreiben gibt, heißt das, es läuft alles glatt. Was will man mehr? Die ersten Tage habe ich bei Schneewittchen Ivory´s Professionalität vermisst, die sie ja auch noch gar nicht haben konnte. Mittlerweile gibt es da nichts mehr zu beanstanden. Sie weiß auf welcher Seite sie liegen muss zum Säugen und legt sich so, dass ich ihr optimal helfen kann, z.B. um das Bein unter ihr wegzuziehen. Legt sie sich doch mal falsch, stupse ich sie nur an und sage „umdrehen“, schon dreht sie sich auf die andere Seite. Wenn sie meint, die Zwerge sind ausreichend versorgt, geputzt und liegen alle nur noch schlafend um sie herum und sie möchte gern die Kiste verlassen, winselt sie und ich verstehe ihre Aufforderung, die Kleinen an die Seite zu räumen, damit sie heraussteigen kann ohne sie zu gefährden. Heute musste ich schmunzeln. Dass ich meinen Hund ohne Worte verstehen muss, ergibt sich ja schon aus der Tatsache unserer unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten. Doch dass ich Schneewittchens Blicke fast so deutlich verstehen kann, wie ein gesprochenes Wort, war auch mir neu. Sie lag in der Wurfkiste, bereit zur Fütterung der Raubtiere. Die Kleinen warteten nur noch auf den Startschuss. Ich legte sie zu ihr und wie üblich begann das Gewühle um den besten Platz. Zwei hatte ich nicht dazu gelegt, sie lagen noch abseits und schliefen und ich dachte mir, „lass sie ruhig noch schlafen, dann hat jeder Welpe einen Platz an einer Zitze und es entsteht kein Gerangel. Wenn die ersten satt sind, können wir sie ja tauschen.“ Schneewittchen blickt auf die zwei, sieht mich kritisch an, schaut wieder auf ihre noch schlafenden Kinder und der nächste Blick, der mir galt, sprach Bände: „Also wirklich, was soll das denn jetzt? Muss ich erst aufstehen, um sie mir selbst zu holen?“

05.07.10 Die Zwerge sind jetzt 8 Tage alt und wie es sich gehört, haben sie alle inzwischen ihr Geburtsgewicht verdoppelt. Das heißt, alle bis auf einen: dem dicken Türken fehlen noch 18 Gramm. Bevor ich jetzt den Unmut einiger Mitmenschen auf mich ziehe oder als rassistisch eingestuft werde, möchte ich kurz erklären, wie der dicke Türke zu seinem Namen kam. Die Erklärung ist ganz banal – er trägt ein (raten Sie mal) türkisfarbenes Wollbändchen und warum der dicke, da kommen Sie bestimmt von selbst drauf. Er war bei der Geburt mit Abstand der schwerste Welpe, deshalb hat er es ja auch nicht so leicht, sein Gewicht zu verdoppeln. Wer auf so hohem Niveau startet, muss auch deutlich mehr als die anderen zulegen. Immer wieder beeindruckend finde ich, wie viel Schneewittchen zu sich nehmen muss., damit die Zwerge so gedeihen können: Um 1 Gramm zuzunehmen, muss ein Welpe etwa 2 Gramm zu sich nehmen. Bei einer zur Zeit durchschnittlichen Gewichtszunahme von knapp hundert Gramm pro Welpe, muss Schneewittchen also bei 8 Welpen täglich 1600 Gramm Milch produzieren. Um dies zu schaffen und sich selbst dabei gesund zu erhalten, muss auch sie etwa das Doppelte zu sich nehmen. Steigende Tendenz dabei selbstverständlich.

06.07.10 Wenn mich jemand fragen würde, warum wir züchten, fielen mir tausend Gründe ein. Sie zu erklären ist da schon etwas ganz anderes. Es ist dieses Gefühl, an einem Wunder teilhaben zu dürfen. Neues Leben entsteht und meine Hündin legt es mir vertrauensvoll in die Hände. Mein plötzlich viel zu großer Finger streicht über den kleinen Körper, der sich daraufhin dehnt und streckt. Die Welpen trinken einträchtig nebeneinander aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur und ihre Schwänzchen sind steil aufgerichtet und wackeln ebenso wie wir es von den Lämmerschwänzen auf der Frühlingswiese kennen. Die Glücksmo-mente bei der Aufzucht sind vielfältig und sprechen die verschiedensten Sinne an. Da ist z.B. der Geruch junger Hundewelpen (keine Sorge, ich bin nicht so verblendet, dass ich nicht mehr wahrnehme, dass sie auch manchmal beeindruckend stinken können). Wann immer ich einen anderen Züchter besuche, der gerade einen Wurf hat, schnuppere ich an den Welpen und stelle immer wieder erstaunt fest, wie individuell dieser Geruch ist. Unsere Welpen riechen leicht holzig, bei einem gut befreundeten Züchter weiß ich, dass sie etwas süßlicher riechen. Wahrscheinlich gibt es eine banale Erklärung, Waschpulver, Material der Wurfkiste oder ähnliches. Aber darum geht es nicht, für mich ist dieser Geruch zu einem Synonym für heile Welt geworden. Außerdem ist es schön, einen Hund sein ganzes Leben zu begleiten, da gibt es keine Flecken in seiner Vergangenheit, von denen ich nichts weiß, was allerdings auch insofern ein Nachteil ist, dass ich die Macken, die mein Hund hat, niemand anderem anlasten kann, die haben wir alle „selbstgemacht“. Der Einblick, den mich die Hunde in ihr Leben nehmen lassen, wenn sie in mehreren Generationen zusammenleben, ist beeindruckend. Ihre Kommunikation untereinander, ihre Gradlinigkeit und ihre Individualität – nirgends könnte ich all das so intensiv beobachten. Seitdem wir züchten, stellt sich für uns nicht mehr die Frage, ob eine Hündin ihre Welpen auch nach Jahren wiedererkennt. Natürlich tut sie das und zwar so deutlich, dass es auch für Außenstehende erkennbar ist. Wenn sich Ivory gegenüber ein Junghund ungebührlich verhält, fixiert sie ihn, verhält sich einer ihrer Welpen (auch die jetzt schon erwachsenen Tiere) ihr gegenüber derart unhöflich, kommt er nicht so glimpflich davon, sondern muss eine hündische Schimpftirade über sich ergehen lassen, die zwar gewaltfrei aber sehr lautstark ist. Und dann gibt es noch diese kleinen Glücksmomente, die sich nicht in Worte fallen lassen, wie z.B. wenn so eine kleines Wesen sich in deine Hände kuschelt, aufseufzt und einschläft. Für uns gibt es tausend Gründe zu züchten und nur einen einzigen, es nicht zu tun und bis dahin haben wir noch einige Wochen Zeit. Diese jungen Wesen in andere Hände zu geben, darauf hoffend, dass man für diesen einen Hund genau die richtigen Menschen gefunden zu haben. Dieser Moment stürzt uns bei jedem einzelnen Tier immer wieder in große Zweifel und manchmal frage ich mich, warum ich nicht einfach Briefmarken sammel – es täte bestimmt nicht so weh.

08.07.10 Bald werden sich die Augen öffnen, sie sehen schon nicht mehr ganz so verschlossen aus und man erkennt die Bewegungen des Auges unter dem noch geschlossenen Lid. Von Tag zu Tag werden sie lebhafter, stemmen sich hoch auf ihren dicken Stampferbeinchen und bewegen sich schon zielorientierter. Das Pendeln des Kopfes, das sie in den ersten Tagen so sehr hilflos erscheinen lässt, nimmt ab. Das Wiegen gestaltet sich von Tag zu Tag immer schwieriger. Der beste Zeitpunkt ist direkt nach dem Säugen, wenn sie wohlig warm, satt und müde vor sich hinschlummern. Weiterhin sind wir mit den täglichen Ge-wichtszunahmen sehr zufrieden und auch Schneewittchen braucht jeden Tag mehr Futter. Heute früh war sie fraß sie auffällig gierig, was mich so irritierte, dass ich tatsächlich Matthias auf der Arbeit anrief, um nachzufragen, ob irgendetwas besonderes gewesen wäre. Ich hatte gedacht, sie hätte vielleicht keinen Appetit gehabt oder er hätte eine Mahl-zeit ausfallen lassen. Dem war aber nicht so. Und schon nach 2 Stunden wollte sie den nächsten vollen Napf, was sie dann auch noch 2 mal wiederholte – das heißt bis mittags hat sie sich 5 volle Näpfe (à 1,2 Liter) verinnerlicht. Nur gut, dass sie diese extreme Steigerung nicht jeden Tag hat. Bis auf das Gesäuge natürlich hat sie schon wieder eine gute Figur. Ich hätte mich damals gefreut, wenn das bei mir damals auch so geklappt hätte .

10.07.10 Was sich schon vorgestern an Schneewittchen ahnen ließ bestätigt heute die Waage-Die Zwerge haben einen Entwicklungsschub gemacht. Ganz nach Plan haben sie ihr Geburts-gewicht fast verdreifacht. Insbesondere die Rüden sind heute sehr unruhig. Sie schreien viel und finden nicht so schnell wie sonst in den Schlaf. Wahrscheinlich liegt es aber auch am Wetter, es ist so heiß, dass Schneewittchen wenn´s geht die Wurfkiste verlässt um sich davor auf die kühleren Fliesen zu legen.Ganz ohne Wärmequelle liegt die Temperatur in der Kiste bei über 27 Grad, das ist selbst für die kleinen Würmer reichlich. Auch unsere anderen erwachsenen Hunde leiden unter der Hitze und fressen deutlich weniger. Mim warten wir auf die Nacht mit der Hoffnung auf Abkühlung.

11.07.10 Seltsam – wie bei unserem ersten Wurf dachte ich, die ersten zwei Wochen wären die anstrengendsten. Und so wie bei den anderen Würfen ist es auch diesmal – oder eben so, wie man es auch in der Kindererziehung kennt: es wird nicht leichter nur anders. Nicht dass es wirklich so furchtbar anstrengend wäre. Gut, da ist der Schlafmangel, da ist der Anspruch an einen selbst, dass man Haus und Garten eben nicht ansehen soll, dass im Moment dafür kaum Zeit bleibt, die anderen Hunde möchten auch versorgt, ausgeführt und gekämmt werden, und was mache ich? Immer wenn ich darüber nachdenke, sitze ich in der Kiste, drücke ganz verzückt ein kleines Wesen (das im übrigen gar nicht mehr sooo klein ist) an meine Brust, fühle eine tiefe innere Zufriedenheit und denke, ach das kann ich auch noch gleich oder besser noch morgen machen. Mittlerweile wird es interessant in der Wurfkiste, wenn ich zur Arbeit fahre und nach einigen Stunden wiederkomme, habe ich jedes Mal das Gefühl, sie sind wieder gewachsen und können schon wieder etwas mehr. Und dann muss man eben in der Kiste sitzen, sonst würde man ja was verpassen. Tut mir leid, meine Blumen, aber euch zu gießen, dazu fehlt mir einfach die Zeit,

12.07.10 Alle Augen sind auf und so schön dunkelblau. Außerdem haben wir die Zwerge heute zum ersten Mal entwurmt. Das Wurmmittel muss scheußlich schmecken, auf jeden Fall sieht man nun genau, dass ihre Geschmacksnerven schon gut entwickelt sind. Ahnungslos lassen sie sich das Mäulchen öffnen und wir sind dann schäbig genug, ihnen diese grässliche Suspension mit der Spritze zu verabreichen. Der kleine Körper wird steif, der Hals reckt sich, die Zunge versucht, die Flüssigkeit wieder herauszuschieben und dann wir der ganze kleine Hund von scheinbarem Ekel geschüttelt. Weil wir das Gefühl haben, etwas wieder gut machen zu müssen , gibt es anschließend ein bisschen Möhrensaft mit Wasser verdünnt hinterher – irgendwie müssen wir uns ja wieder beliebt machen.

13.07.10 Bis auf unsere kleine Smiley, die ja gerade mal ein Jahr und noch ein rechter Kindskopf ist, beteiligen sich hier alle unsere Hunde aktiv an der Welpenpflege – Großfamilie eben. Ivory und Schneewittchen benehmen sich relativ identisch und übernehmen sozusagen beide die Mutterrolle. Elsa und Ashton kümmern sich um die Sauberkeitserziehung, da wird geschleckt und gesäubert, hätten sie die Möglichkeit, hätten wir auf Hochglanz polierte Welpen. Die Wurmkur hat ihnen heute nicht besser geschmeckt als gestern. Morgen noch einmal und dann haben sie erst mal wieder ein paar Tage Ruhe. Matthias ersinnt sich schon die ersten Spielmöglichkeiten in der Wurfkiste und auch, wenn ich es erst nicht so recht glauben wollte, so sehe ich doch, dass sie Interesse an den Gegenständen zeigen, die er ihnen in die Kiste gehangen hat.


14.07.10


Heute habe ich das erste Mal die Krallen der Welpen geschnitten. 144 Krallen sind das. Gut , dass ich mittlerweile etwas Übung darin habe. Wenn Krallenschneiden bei unserem ersten Wurf, also der, dem Schneewittchen entstammt, angesagt war, hat das immer sehr lange gedauert. Der zweite Welpe, den ich damals in die Hand nahm – es war Schneewittchen - zuckte im falschen Moment und ich schnitt zu viel. Die Welpen waren auch noch nicht einmal eine Woche alt, aber ich meinte, es wäre wichtig, durch das Schneiden das Gesäuge der Mutter zu schonen. Beim ersten Welpen ging alles gut, bei Schneewittchen wie gesagt eben nicht. Der arme kleine Wurm blutete und weil alles eben noch gar so klein war, hatte ich Angst, ich hätte nicht nur die Kralle sondern auch die Zehe erwischt, mein Gott, habe ich mich schlecht gefühlt, bestimmt viel länger als Schneewittchen überhaupt etwas davon gemerkt hat. Ganz feige wollte ich diese Aufgabe auf Matthias abwälzen. Er nahm sich einen Welpen, schnitt genau drei Krallen bis eine ein ganz klein wenig blutete, legte den Welpen behutsam zurück und sagte: „Also ich mache das auch nicht.“Na toll, also war es ganz klar meine Aufgabe, die ich ja auch mittlerweile perfektionieren konnte, so dass das heutzutage nicht mehr vorkommt.

15.07.10
In der Wurfkiste haben wir eine Absperrung, ein Brett, dass wir einbauen, wenn wir mal aus dem Zimmer raus müssen, Schneewittchen aber bei den Zwergen bleibt. Dieses Brett trennt also einen Teil der Wurfkiste ab, es ist 30 cm hoch. Heute mussten wir tatsächlich das nächste Brett dazu nehmen, weil einige riesige Zwerge schon versuchen, sich darüber zu ziehen. Und ich stehe daneben, lächele in mich hinein und fühle mich wie eine junge Mutter, die von der Hochbegabung ihres Kindes überzeugt ist : ) Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass dieser Wurf schon sehr weit in seiner Entwicklung ist. Bei einigen kann man die ersten Zahnspitzen ertasten und sie genießen es, auf unseren Fingern zu kauen und noch, solange die Milchzähne noch nicht komplett durchgebrochen sind, ist es auch für uns noch relativ angenehm. Während ich das alles in vollen Zügen genieße, ist Matthias gedanklich schon weiter und es graust ihm schon jetzt vor dem Abschied. Als Frau habe ich es da etwas leichter, ich darf ruhig bei der Abgabe wie ein Schlosshund heulen, er muss immer den Starken mimen, auch wenn ihm ebenso zum Heulen ist. Bei jedem einzelnen Welpen des letzten Wurfes sagte er: „Wir tun das nie wieder, das ist unser letzter Wurf. Wir müssen uns das nicht antun.“ Noch sage ich, ich würde am liebsten nichts anderes tun und könnte ewig Welpen aufziehen und diesem Wunder von Wachsen und Werden zusehen, aber ich weiß, wenn der Abschied erst kommt, dann bin ich mir da nicht mehr so sicher. Vielleicht liest ja der eine oder andere dieses Wurftagebuch, der dann später einem Hund von uns ein neues Zuhause gibt. Er oder sie wird dann Verständnis haben, wenn ich zu Welpentreffen oder Sommerfesten einlade und ab und zu anrufe, um zu hören, ob es „dem Kleinen“ auch gut geht. Wir legen so viel Liebe und Zeit in diese kurze Zeit, das man das Gefühl eben nicht einfach abstellen kann. Und wollen das auch gar nicht. Wir fühlen uns den neuen Familien verbunden und sind uns unserer Verantwortung bewusst, welchen Einfluss im positiven wie im negativen Sinne solch ein Tier auf das Familienleben ausübt. Nach bestem Wissen bemühen wir uns, den Zwergen psychisch wie physisch alles zukommen zu lassen, was sie benötigen und was ihnen gut tut. Und dafür erhoffen wir uns, solange der Hund lebt einen guten Kontakt zum Besitzer zu haben, für den wir hoffentlich wenn nicht Freund so doch zumindest Ansprechpartner in allen hundespezifischen Fragen zu sein.


17.07.10
Es wird still im Haus, so unglaublich das auch klingen mag. Die Rotschwänzchen, die in einem Schwalbennest vom letzten Sommer genistet haben, haben ihre Küken aufgezo-gen. Sie schlüpften fast gleichzeitig mit unseren Welpen und während hier im Wohn-zimmer die kleinen schrien, krakelten auf der Deele die kleinen Rotschwänzchen. Nun sind sie flügge und haben unser Haus verlassen. Während unsere Zwerge noch weit vom flügge werden entfernt sind, sind sie trotzdem deutlich leiser geworden. Meine Rech-nung ist aufgegangen: wenn die Ohren sich erst geöffnet haben und sie selbst hören können, welchen Krach sie machen, wird es weniger werden. Jetzt maunzen sie nur noch, wenn sie etwas zu sagen haben: wenn sie unbequem liegen, aber zu faul sind, selbst etwas daran zu ändern; wenn sie feststellen, dass gar kein anderer mehr in direktem Körperkontakt mit ihnen liegt; wenn sie hungrig sind; wenn sie in den Schlaf gekrabbelt werden möchten; böse knurrend, wenn sie zwischenhundliche Kontakte pflegen möchten; leise fiepend, wenn sie träumen. Träumende Welpen sind mir sowieso ein Phänomen, da rennen die kleinen Stampferbeine so schnell, wie sie es im realen Le-ben noch gar nicht können. Ein anderes Phänomen ist, wie gut so kleine Hundejungen schon pinkeln können. Mal Hand auf´s Herz, wer schon mal einen IW-Rüden hatte, kennt das Problem: der Hund geht Gassi, er beginnt zu pinkeln, wohlbemerkt – er beginnt, und dann geht er weiter. Es kommt, was kommen muss, er tröpfelt weiter und durch die Be-wegung landet einiges an den Innenschenkeln. So und jetzt blenden wir mal zurück zum Beginn: der kleine Rüde steht da und ganz ernsthaft verrichtet er seine Notdurft und wenn er fertig ist, wartet er noch ca. eine Sekunde und dann geht er weiter seine Wege, ganz sauber. Mein Gott – über was schreibe ich hier eigentlich?Es ist eben schon spät und da gehen die Gedanken manchmal allein auf die Reise. Na ja, auch die nicht so schö-nen Seiten sollten Erwähnung finden. Gerade der Irish Wolfhound ist doch ein sehr sa-genumwobenes, mystisches Wesen. Viele Menschen, mich eingeschlossen, sehen vor ihrem geistigen Auge einen großen, imposanten, in sich ruhenden Hund, wenn sie an den IW denken. Natürlich sollte es so sein, es ist aber gut möglich, dass manch einer dabei vergisst, dass auch ein Wolfshund nicht so geboren wird. Er braucht Zeit zu reifen, wie ein guter Wein. Das heißt der Junghund ist vielleicht ungestüm oder eher scheu, auf jeden Fall nicht erhaben und über den Dingen stehend. Um das zu werden, braucht er 1. Gute Gene, die ihm seine Eltern mitgeben 2. Eine gute Aufzucht von seiten der Mutter-hündin und des Züchters 3. Er muss gesund sein 4. Einen Herrn, der ihm ermöglicht, ein guter Hund zu werden. Und erst wenn dies alles zusammenkommt (bestimmt habe ich noch einiges vergessen), kann er alle seine guten Anlagen voll entfalten.
19.07.10

Sie wachsen und wachsen – wie Unkraut. Es ist einfach lustig sie zu beobachten. Die Zwerge können schon ganz gut stehen und wenn keiner im Weg steht und der Unter-grund eben ist, können sie sogar einige Schritte gehen. Ebenso häufig kommt es aber vor, dass eben doch eine Falte in der Decke ist und damit ist sie nahezu unüberwindbar, zumindest auf elegante Art und Weise. Der kleine runde Hund kommt ins Straucheln und wie fällt er? Der Schwerkraft entsprechend meistens mit dem Kopf voran. Dann liegt er auf der Seite und manchmal schwebt eine Pfote noch sekundenlang in der Luft, bis sie sich dann langsam absenkt. Oder plötzlich bricht das Temperament aus einem hervor und er macht ein oder zwei riesige Sprünge nach vorn. Das endet auch meistens damit, dass das Tierchen auf der Seite liegend mit großen Augen die Welt betrachtet, sich scheinbar fragend, wie es denn nun gerade hierhin gekommen ist. Ja und wenn dann nicht gerade ein Bruder oder eine Schwester daherkommt, auf der/ dem man herumkauen kann, kann man auch ebenso gut ein Schläfchen machen. Nach wie vor verbringen sie immer noch die meiste Zeit schlafend, aber sie reagieren schon erstaun-lich stark auf alle Reize von außen. Sie lassen sich wunderbar beruhigen, wenn ich sie hochnehme und ihnen sanft übers Fell puste, wenn einer der großen Hunde an die Wurfkiste kommt und einem Welpen übers Fell leckt, werden alle wach und alle Köpfe drehen sich in die entsprechende Richtung, wenn ich mit einer Zeitung raschel. Ich bin schon gespannt , was es morgen neues zu entdecken gibt.



21.07.10 Ich würde gern fotografieren, wie Smiley mit den Zwergen umgeht, nur leider kann ein Foto das so nicht wiedergeben. Wenn Schneewittchen die Wurfkiste verlässt, kommen zumindest Ashton und Smiley manchmal auch noch Ivory dazu. Das heißt, dass sich dann drei riesige Hundeköpfe in dem Eingang , der nur etwa 45 cm misst, drängen. Dann werden die Kleinen gewaschen, es wird triefend nass gemacht, was Schneewittchen noch trocken gelassen hat. Ashton und Ivory gehen dann nach kurzer Zeit wieder, nur Smiley bleibt. Und sie leckt weiter, schiebt die Zwerge ganz vorsichtig mit der Pfote . Bestimmt wird sie mal eine gute Mutter werden. Aber wie gesagt, das lässt sich nicht auf einem Foto einfangen. Die angenehme milchzahnfreie Zeit geht nun dem Ende entgegen, sie kauen, was sie zwischen die noch nicht ganz vorhandenen Zähne bekommen, so dass ich mich manchmal wie ein lebender Beißring fühle. Wenn ich mich in die Wurfkiste setze, ziehe ich meine Sandalen, Hausschuhe oder was auch immer aus. Barfuß oder in Strümpfen habe ich einfach mehr Gefühl in den Füßen und ich möchte ja keinem auf Pfoten oder Schwanz treten . Für die Hunde bin ich dadurch im wahrsten Sinn des Wortes ein gefundenes Fressen. Sie kauen auf meinen Fingern und natürlich auch an meinen Zehen (wahrscheinlich sagt ihnen das Aroma zu). Und so langsam kann man mit ihnen spielen, sie kommen nach, wenn man etwas vor ihnen herzieht. Und wenn ich die Decken wechsel, wird die neue richtig inspiziert. Die Schlafphasen werden kürzer, was für uns alles Anzeichen sind, den nächsten Schritt langsam zu planen: zufüttern und in der nächsten Woche irgendwann ins Welpenzimmer umziehen. Vom Welpenzimmer aus können sie dann auch in den Garten, wo wir noch einen Teil für sie abtrennen werden.

23.07.10 Ein schönes Bild bietet sich mir hier. Leider werde ich auch das hier nicht veröffentli-chen, es wäre Matthias vielleicht nicht recht. Mit knapp vier Wochen ist jetzt von Tag zu Tag mehr los. Mittlerweile geben wir ab und an das Wohnzimmer der Zwergentruppe zur Erkundung frei. Es ist ganz interessant zu sehen, wie unterschiedlich die einzelnen Individuen mit der neu gewonnenen Freiheit umgehen. Da gibt es die, die völlig unbe-kümmert einfach mal drauf los marschieren, andere, die mitlaufen, jene, die sich setzen und erst mal nachdenken und auch die, die sich erst mal in sichere Gebiete zurückzie-hen. Aber – bevor jetzt jemand Rückschlüsse auf die Charaktere zieht - sollte er beden-ken, dass es sich hierbei um eine Momentaufnahme handelt. Der Welpe, der jetzt unsicher wirkt, ist vielleicht nur müde und morgen vielleicht der erste, der auf Ent-deckungstour geht und der Nachdenkliche hat womöglich einfach nur den Bauch gerade sehr voll. Um beurteilen zu können, wie ein Hund tatsächlich veranlagt ist, braucht es schon deutlich mehr Zeit und verschiedene Situationen. Hier sei der Wunsch geäußert, auf den Züchter zu hören, wie er ein Tier einschätzt, da er den meisten Umgang mit ihm hat. Nun aber zurück zu dem schönen Bild, hier auf dem Sofa. Die Zwerge taperten also durchs Wohnzimmer und versuchten teilweise stehenderweise an Schneewittchens Milchbar zu gelangen, was ihr aber nicht recht war, weshalb sie zurückwich. Leider stand dort ein Zwerg und sie trat ihm auf eine Pfote. Da wurde geschrien, gezetert und furchtbar wehleidig getan. Matthias nahm ihn hoch, er wurde getröstet und langsam wurde es besser. Und jetzt liegt er, Matthias meine ich, auf dem kleinen Sofa, das heißt seine Beine hängen ein ganzes Stück über und schläft. Und auf seinem Bauch liegt der kleine Hund und schläft ebenfalls. Das ist wieder einer dieser kleinen Glücksmomente, in denen ich ein inneres Foto mache. Wenn ich heute Abend die Welpen wiege, werden die ersten die drei Kilo übersteigen, wobei sie eigentlich relativ schmal aussehen. Sie haben in den letzten Tagen - na, wären Sie darauf gekommen? – mal wieder einen ganz schönen Schuss in die Höhe und Länge gemacht, deshalb verteilt sich ihr Gewicht ganz unauffällig. (Würde mir auch nicht schaden – 20 Zentimeter mehr in der Höhe und die Taille wäre wieder sichtbar.)

25.07.10 Schon wieder liegt ein Wochenende hinter uns. Wie an jedem Wochenende nehmen wir uns viel vor und wie an jedem Wochenende klappt höchstens die Hälfte. So wie es sich gehört waren die Menschen, die einem der Zwerge ein neues Heim geben wollen, hier, um ihren Familienzuwachs zu besuchen. Nachmittags mussten wir noch spontan zum Tierarzt, da Schneewittchen ganz ungünstig in den Fliederbaum gehopst ist und sich eine kleine Wunde direkt unter´m Auge zugezogen hat, die aber leider geklammert werden musste. Matthias durfte, da er Bereitschaft hatte, Sams- und Sonntag zu einer Störung fahren und arbeiten. Dabei sollten die Kleinen doch ins Welpenzimmer um-ziehen. Das hat natürlich nicht geklappt, so sind sie also noch ein paar Tage im Wohn-zimmer, was ich auch ganz nett finde. Der Vorteil hier ist, dass man einfach näher dran ist, sie wirklich direkt um sich herum hat, der Vorteil im Welpenzimmer ist, dass es leichter zu reinigen ist, die Kleinen können in den Garten und bekommen da ganz an-dere Eindrücke. Was wir aber heute geschafft haben, ist das erste Zufüttern – ein ganz spektakulärer Schritt! Für unsere Zwerge bestehen die ersten Mahlzeiten immer aus ganz magerem Rinderhack mit Hüttenkäse und verdünntem Möhrensaft. Daraus machen wir walnussgroße Kugeln, die sie dann verspeisen können, anschließend gibt´s Nach-tisch bei Mama. Ausnahmslos alle waren ganz angetan und haben gut zugelangt. Schmatz hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht. Während die anderen einfach rein- und abbissen, drückte er einfach die Nase so tief hinein, dass er kaum noch Luft bekam, weshalb er beim Fressen kräftig (Nomen est Omen) schmatzen musste, denn wenn ich durch die Nase nicht atmen kann, weil sie im Futter steckt, muss ich beim Essen durch den Mund atmen. Neben den künftigen Hundebesitzern kommen meistens auch noch verschiedene Bekannte und Familienangehörige, so dass hier ein ständiges Kommen und gehen herrscht. Gestern waren z.B. Freunden und Freundin unseres Sohnes, meine Eltern, mein Onkel mit Frau und Enkelkindern und Welpeninteressenten da. Heute wieder Freunde der Kinder, Welpeninteressenten, Freunde von uns, eine Familie, die einen Hund aus unserem letzten Wurf hat und meine Eltern. Ich finde es schön, hätte aber früher nie gedacht, dass „Hunde züchten“ unser Leben so verändern würden. Dazwischen kommen dann noch ab und zu Telefonanrufe von Menschen, die auf unsere Homepage oder eine Anzeige von uns gestoßen sind. Irgendwann schreibe ich vielleicht mal ein Buch darüber, was für Menschen man da so kennenlernt. Das ist schon spannend und witzig. Und erstaunlich, wie wenig manche Leute informiert sind. Relativ üblich sind Fragen nach der Größe, der Farbe und den Bedürfnissen, die ein IW hat. Letztes Jahr beispielsweise rief eine Frau an, die wissen wollte, ob ein Irish Wolfhound groß wird, sie möchte nämlich so einen richtig großen Hund - so wie ein Labrador zum Beispiel. Da muss ich dann schon schmunzeln. Und Matthias hatte gestern ein Erlebnis, das hatten wir bis dahin auch noch nicht. Ich war zum Einkaufen, um fünfzehn Uhr klingelt es an der Tür, ein Ehepaar mit Kindern steht davor. Sie hätten mit seiner Frau telefoniert und diesen Termin vereinbart und kämen wegen des Welpen. Matthias dachte, ich hätte ver-gessen, ihm das zu sagen und bat die Familie hinein, wobei ihm sofort auffiel, dass insbesondere die Kinder wohl Angst vor unseren Hunden hatten. Er zeigte ihnen unsere Zwerge, Schneewittchen war natürlich auch dabei und die Leute fragten ganz irritiert, was denn mit den Farben sei. Matthias verstand natürlich nicht, was sie denn wollten bis dann endlich irgendwie herauskam, dass sie sich überhaupt nicht für Wolfshunde interessierten, sondern nach Bearded Collies suchten. Spätestens in diesem Moment war allen Beteiligten klar, dass irgendetwas nicht o.k. war. Die Familie fuhr davon und keiner wusste so recht, was er von dieser Situation halten sollte. Woran Matthias nicht gedacht hat, war, dass einer unserer Nachbarn gerade einen Wurf Bearded Collies hat, ihre Straße hat einen anderen Namen als unsere ist aber die direkte Fortführung, so dass die Leute oft den Weg zu uns erklären und von dort aus eben weiter. Und dieses „eben weiter“ ist bei ihren Interessenten wohl nicht richtig angekommen. Später am Tag hat sich die Situation noch aufgeklärt und die Leute konnten sich noch die Welpen mit den verschiedenen Farben ansehen.

27.07.10 Einen Monat sind die Zwerge nun alt und irgendwie fühlt es sich an, als seien sie schon immer da. Sie werden immer aufgeweckter. Wenn es eigentlich dunkel ist und man kommt ins Zimmer und macht das Licht an, werden alle in Windeseile wach und kra-kelen, weil ihnen wohl langweilig ist. Auf jeden Fall kann es nicht immer mit Hunger zusammenhängen. Jetzt ist „Welpen bespaßen“ angesagt. Sie schleichen sich an und springen dann in einem Riesensatz nach vorn. Wie es ihrer Meinung nach enden sollte, kann ich nicht sagen, aber üblicherweise endet es damit, dass der Zwerg umfällt. Hemmungslos klettern sie auch auf unseren anderen Hunden herum als wäre es Schneewittchen und die lassen es sich auch teilweise gefallen. Ashton und Ivory spielen „Wie erklimme ich einen Hund?“ immer mit, Smiley ist das suspekt, sie zieht sich dann lieber zurück und Elsa, unsere „Tante Elsa“, die als Gouvernante immer den Spielver-derber spielt, schimpft. Noch sind die Kleinen davon beeindruckt, doch wir wissen be-reits, das ändert sich mit zunehmendem Alter. Wenn sie schimpft, also Lärm macht oder in die Luft schnappt, rennen die Kleinen davon. Automatisch schauen wir, was denn gewesen ist, was Elsa zum Anlass nimmt, sich zu entschuldigen. Sie kennen das, gebück-te Haltung, abgewandter Kopf, angelegte Ohren, etc. - das schlechte Gewissen in Person. So recht weiß ich noch nicht, was das soll, aber es wirkt, als wenn sie die Bestätigung ha-ben möchte, dass ihre Reaktion gerechtfertigt war. Interessant ist in diesem Zusammen-hang, dass alle Welpen, die wir bisher verkauft haben, ihr auch heute noch Respekt zollen, wogegen die Hunde, die bei uns blieben, ganz anders mit ihr umgehen und sich manchmal eine ganze Menge ihr gegenüber herausnehmen.

31.07.10 Haben Sie schon einmal von Schmetterlingsküssen gehört? Ich jedenfalls bis vor einigen Jahren nicht. Dann las ich einen Roman, welchen weiß ich heute nicht mehr, aber er war von einer Frau geschrieben worden und so beschrieb sie die Küsse, die ein kleines Mädchen seiner Mutter gab. Unzählige leichte Küsse über´s ganze Gesicht verteilt. Ich weiß noch, dass ich versuchte, mir das vorzustellen, was mir aber nicht so recht gelingen wollte. Heute sind Schmetterlingsküsse für mich die Erkundungstouren kleiner Welpen durch menschliche Gesichter. Ganz fix schnuppern sie das Gesicht ab, es kann aber auch ebenso gut eine Hand oder ein Bein sein, es ist ein überfliegendes Schnüffeln, bei dem die kleine heiße Zunge immer wieder hervorschnellt – vielleicht um einen Geschmacks-eindruck zu erhalten. Vielleicht geht es Ihnen jetzt so, wie mir vor einigen Jahren und sie können es sich nicht so recht vorstellen. Wer weiß, vielleicht finden Sie demnächst eine andere Definition von Schmetterlingsküssen.

02.08.10 Wissen Sie, wie ein beleidigter, entrüsteter Welpe aussieht? Er kneift die Augen zusammen, spannt den ganzen Körper an und weißer Schaum quillt ihm aus dem Maul. Bevor Sie jetzt vermuten, sie hätten Anfälle oder gar die Tollwut, dem ist nicht so, dann wäre er ja auch nicht beleidigt. Nein, was da aus dem verkniffenen Schnäuzchen kommt ist die Wurmkur, die wir verzweifelt versucht haben, hineinzubekommen und der Zwerg versucht nun ebenso verzweifelt, sie wieder herauszubekommen. Die zweite Wurmkur ist nun vorüber und wer gesiegt hat, ist mir nicht ganz klar. Definitiv haben sämtliche Zwerge nicht so viel von der Wurmkur bei sich behalten, wie wir uns das vorgestellt hatten. Doch das ist nicht das einzige, was passiert ist, in den letzten Tagen in denen ich nicht zum Schreiben gekommen bin. Vorgestern haben wir die Wurfkiste abgebaut und die Welpen sind ins Welpenzimmer umgezogen. Der Welpenauslauf wird aber erst morgen fertig. Eigentlich sind die Hunde nur im Welpenzimmer, wenn keiner von uns hier ist, was aber in den nächsten 4 Wochen noch nicht der Fall ist und nachts, wenn sie schlafen. Sie haben jetzt also ständig ihr Zimmer, mein Büro, das Kaminzimmer und meistens auch das Wohnzimmer zur Verfügung. Das heißt, fast immer, steht ihnen all das zur Verfügung. Komme ich morgens nämlich herunter – ich bin ein furchtbarer Morgenmuffel – kann ich all das (vollgepieselte Zeitungen, hier und da eine Tretmine und immer aufpassen, bei jedem Schritt, das kein Hund unter den Fuß kommt) noch nicht ertragen. Dann müssen sie noch mal für eine Stunde ins Welpenzimmer. In der Zeit trinke ich meinen Tee, wache langsam auf, komme zu mir und beseitige die ange-richteten Flurschäden und dann kann alles wieder von vorn beginnen. Das neue Zimmer scheint den Zwergen zu gefallen, heute bellte Elsa einmal und ganz so, wie es sich gehört, ergriffen sofort alle die Flucht und brachten sich in Sicherheit, rannten also Hals über Kopf ins Welpenzimmer, wo sie dann warten, bis die Luft wieder rein ist. Umgekehrt kommen genauso schnell wieder herausgestürmt, wenn jemand „Wusel, wusel“ ruft. Das ist für alle unsere Welpen der Ruf zum Sammeln. Selbst Schneewittchen, Ashton und Smiley kommen dann ganz schnell, da es natürlich auch für sie früher der Lockruf war. Ich muss jetzt mal kurz etwas klarstellen, was mit den Hunden nichts zu tun hat: Ich bin der deutschen Rechtschreibung mächtig, auch wenn es manchmal nicht danach aussieht. Wenn ich schreibe, mache ich das üblicherweise zu nachtschlafender Zeit, das heißt, wenn ich selber Korrektur lese, bringt das nicht mehr ganz viel. Dann übersehe ich doch den einen oder anderen Fehler und wenn Matthias dann tags darauf oder wann auch immer, mein Geschreibsel hoch lädt (das kann ich nämlich nicht), baut er Fotos ein, so dass manchmal ein Wort zusammengeschrieben werden könnte, das in meiner Urfassung aber eben getrennt wurde, weil die Zeile zuende war. So jetzt geht´s aber weiter: Die furchtbaren Acht, das ist vielleicht der Beiname, den Schneewittchen ihrem Nachwuchs geben würde. Sie sind inzwischen so quirlig, dass sie immer mehr Probleme hat, sich zum Säugen hinzulegen. Kaum betritt sie den Raum oder kommt in die Nähe der Welpen wuseln sie um sie herum, so dass sie ganz unsicher wird, wie sie sich hinlegen kann, ohne einen unter sich zu begraben. Ja und wenn sie dann endlich liegt, fallen sie regelrecht über ihre Mutter her und saugen sie aus. Was früher 20 Minuten dauerte, geht inzwischen innerhalb von 3 Minuten über die Bühne. Anschließend gibt es immer noch einen Nachschlag, bestehend aus Rinderhack einge-weichtem Trockenfutter, Joghurt oder Hüttenkäse, manchmal Banane dazu. Wir servieren das immer in einer 1-Meter-Regenrinne mit Endstücken. So sollte man meinen, dass jeder einen Platz findet. Dem ist aber nicht ganz so, das Futter, wo gerade Bruder oder Schwester frisst, ist bestimmt viel mehr oder viel besser, womöglich auch beides. Auf jeden Fall ist es wohl ganz wichtig daran zu kommen, also wird geschubst und gedrängelt, bis alle Welpen am letzten Viertel der Regenrinne stehen, der Rest interessiert sie nicht. Immer häufiger haben wir Besuch, teilweise für uns aber natürlich geht es zur Zeit meistens um die Hunde. Selbstverständlich stehen wir gerne Rede und Antwort, wenn Interessenten sich über die Rasse informieren möchten. Möchte aber jemand einen Hund von uns, wird er schon etwas kritischer unter die Lupe genommen. Das ist nicht böse gemeint, sondern es geht uns einfach darum, herauszufinden, ob dieser Mensch zu einem Wolfshund passt oder vielleicht eine andere Rasse besser zu ihm passen würde und eben auch, ob die äußeren Lebensumstände dem Hund entsprechend sind. Wir hatten auch schon durchaus ernstgemeinte Anfragen von Menschen, die im dritten Stock (ohne Aufzug) wohnen. Noch immer ist es erstaunlich, wie ähnlich die Acht sich sind, teilweise finde ich es leichter, sie anhand ihres Verhaltens zu identifizieren. Der dicke Türke – ja, wir nennen ihn tatsächlich immer noch so – beispielsweise liegt gern allein irgendwo und Schmatz steht und schaut und springt dann mit einem Satz nach vorn. Chimaira schaut und wartet bis man Blickkontakt mit ihr aufnimmt, dann kommt sie auf einen zu. Caruso liegt gern auf dem Rücken, entspannt wie ein Menschenbaby, Klecks hingegen rollt sich immer zusammen, Zecke ist neugierig und erkundet gern neues Terrain, Gulliver ist oft der letzte beim Essen und Pinkerton trifft man eigentlich nie allein an. Diese Liste ließe sich noch mühelos erweitern und so kristallisieren sich nach und nach die einzelnen Charaktere heraus. Jetzt hoffen wir, dass es morgen nicht regnet, denn wir sind ganz neugierig, wie es ihnen draußen gefallen wird.

03.08.10 Heute war der große Tag und ich denke, es war überfällig, die Zwerge in den Garten zu entlassen. Matthias war noch dabei, das Tor zu befestigen, da rannten sie schon über die eigens gebaute Rampe nach draußen. Ganz vorn, da wo noch gepflastert ist, wächst etwas Weizen, das heißt, dort wuchs er. Er wurde das erste Opfer der furchtlosen Acht, weitere werden wohl noch folgen. Erstaunlicherweise war keiner wirklich zurückhal-tend, sie bewegten sich sofort alle ganz frei in ihrem Auslauf und erkundeten ihn bis in die letzte Ecke. Sie rannten und purzelten und Schmatz hat sogar schon erste Versuche zu buddeln unternommen. Das hat aber nicht gutgeklappt, es mangelt noch etwas an der Koordination. Chimaira hat den Liegestuhl erklommen, fand die Aussicht dann aber wohl doch nicht so spannend. Jedenfalls sind sie jetzt alle müde und liegen ganz platt im Welpenzimmer. Mittlerweile wiegen wir die Zwerge nicht mehr täglich, es wird einfach zu schwierig. Sie zappeln und wollen von der Wiegefläche klettern, oft klappt es erst beim dritten oder vierten Versuch, so dass wir ihnen und uns das nun nur noch alle 3-4 Tage antun. Sie wiegen jetzt zwischen 4 und 5 Kilo und damit liegen sie ganz gut.

10.08.10 Ein ereignisreiches Wochenende liegt uns. Das Züchterdasein beinhaltet deutlich mehr Facetten als nett mit den Hunden und Welpeninteressenten im Garten zu sitzen. Ich war an diesem Wochenende in Donaueschingen , wo der DWZRV (Deutscher Windhund Zucht- und Rennverein) 100 Jahre Irish Wolfhound Zucht in Deutschland gefeiert hat. Das war ein Event der Superlative. Mit elf Gleichgesinnten habe ich mit einer Showvorführung in mittelalterlichen Gewändern an beiden Tagen die Ausstellung eröffnen dürfen und trotz vieler Widrigkeiten im Vorfeld ( davon irgendwann an anderer Stelle später mal mehr) hat alles gut geklappt. Um die 150 IW´s aus vielen verschiedenen Ländern wurden an jedem der beiden Tagen hochkarätigen Richtern vorgeführt. Es war ein grandioses Bild und ich bin stolz, dass wir einen kleinen Teil zum Gelingen beitragen konnten. Matthias hat derweil, obwohl er anfangs auch als Zeremonienmeister eingeplant war, hier die Stellung gehalten, Hunde gehütet und allerlei Besuch empfangen. Am Sonntag hat Schneewittchen beschlossen, dass sie ihre Mutterrolle zu genüge erfüllt hat und das Säugen der Kleinen beendet. Sechs Wochen hat sie gute Arbeit geleistet und wir können gut verstehen, dass die Milchzähne ihr manches Mal sehr weh tun. Außerdem füttern wir die Zwerge, die in den zwei Tagen, in denen ich sie nicht gesehen habe, enorm an Gewicht und Größe zugelegt haben, ja schon seit zwei Wochen zu, so dass es auch aus dieser Sicht keine Probleme gibt. Morgen ist Klecks großer Tag. Sehr früh schon hatte er einen Nabelbruch, der morgen operiert werden soll. Hoffen wir mal, dass alles gut geht. Für unsere Tierärztin ist das eine Routine-OP, aber ein wenig leidet man eben doch mit dem kleinen Wurm mit. Als ich vorhin die Abendmahlzeit gefüttert habe, nahm Matthias ihn mit zum Kuscheln ins Wohnzimmer und ich habe mich bemüht, ganz leise zu sein, damit er möglichst nichts davon mitbekommt, dass die anderen gerade gefüttert werden. Aber die heutige Nacht wird er sicher hungrig sein. Ganz bestimmt meldet sich morgen seine künftige Familie, um zu erfahren, ob er alles gut überstanden hat. Inzwischen lässt sich die Grundtendenz im Charakter schon besser erkennen und so konnten sich die Welpeninteressenten nach eingehender Beratung mit uns entscheiden, mit welchem Zwerg sie demnächst ihr Heim teilen wollen.

12.08.10 Klecks hat alles gut überstanden und es ging ihm schon wieder sehr gut, als ich ihn von unserer Tierärztin abholte. Fast könnte man sagen, es ging ihm zu gut. Als ich nach mit dem Hund in der Transportbox nach Hause kam, war die Situation folgende: Ich versuche das Deelentor mit einer Hand zu öffnen, in der anderen hatte ich ja die Box. Normalerweise sollten alle Hunde im Haus und nicht auf der Deele sein, damit sie nicht direkt auf den Hof stürmen, es kommt aber ab und zu vor, dass ich vergesse, die Tür zu schließen und dann erwarten mich eben alle auf der Deele. So auch diesmal – nur dass nicht nur unsere fünf großen sondern auch die sieben Zwerge mich überschwänglich begrüßen wollten. Später fand ich heraus, dass vermutlich Ashton die Bürotür geöffent hat und über die Absperrung ins Welpenzimmer gesprungen ist, um dort die Tür zur Deele zu öffnen. Ich setzte also fix die Box ab, um schnell das Tor hinter mir zu zu ziehen. Die großen begannen derweil damit, die Box auseinander zu bauen, rochen sie doch sofort, dass irgendetwas mit Klecks geschehen war. Der wiederrum begann – wahrscheinlich aus lauter Erleichterung, wieder zuhause zu sein – ein Riesengeheul zu machen. (Es steckt ganz schön viel Stimme in so wenig Hund.) Ich hab ihn also heraus, damit als erstes mal die Mama sich von seinem Wohlbefinden überzeugen konnte. Das war zumindest meine Absicht aber nicht die von Klecks. Der sollte sich für den Rest des Tages schonen, ab dem Abend ein bisschen zu trinken bekommen und nur so viel bewegen, wie er von sich aus wollte. Klecks also hatte gar keine Lust, sich von Schneewittchen inspizieren zu lassen und sauste durch den Flur, durchs Kaminzimmer, durchs Büro, durchs Welpenzimmer in den Auslauf um dort erst einmal zu trinken. Es entstand das obligatorische Getümmel, das solche chaotischen Szenen komplettiert. Ich versuchte, Klecks zu erwischen, ohne auf einen Zwerg zu treten, die Großen versuchten, ihn auf den Bauch zu drehen, um zu schnuppern und die anderen Welpen hatten einfach nur Spaß an der allgemeinen Aufregung. Es dauerte ein wenig, aber dann hatte ich die Situation weitestgehend geregelt. Die Großen im Haus, die Kleinen im Auslauf und Klecks im Welpenzimmer, der nun auch wirklich rasch einschlief und sich für den Rest des Tages so ruhig verhielt, wie es der Tierarzt ihm verordnet hat. Vorgestern war eine Redakteurin einer hier regional erscheinenden Tierzeitschrift hier, um einen Bericht über Irische Wolfshunde zu schreiben. Als ich vorgestern Abend das Welpentagebuch weiterschrieb war ich in Gedanken so bei der bevorstehenden Operation, dass ich es gar nicht erwähnt habe. Aber ehrlich gesagt habe ich mich schon sehr gefreut, als sie hier angefragt hat. Es war ein sehr angenehmer Vormittag und ich bin schon gespannt auf ihren Artikel, der in der Oktober-Ausgabe von „Fell & Pfote“ erscheinen wird.

14.08.10 Heute haben die Zwerge wieder einen Riesen-Entwicklungsschritt gemacht. Sie sind an Halsband-Flöhen erkrankt. Wie ? Sie kennen die nicht? Ein Welpe bekommt im allgemeinen Halsband-Flöhe, wenn er das erste Mal ein Halsband umgelegt bekommt. Ganz unterschiedliche Reaktionen kann man da beobachten, die sicherlich auch Rückschlüsse auf den Charakter zulassen. Da gibt es den, der durch die Welt marschiert und gar nicht merkt, dass sich etwas geändert hat oder den, der sich am Hals kratzt (Halsband-Flöhe eben) und versucht, das Ding irgendwie wegzubekommen. Einige ganz Pfiffige halten es mit der Bibel, sie sehen den Dorn im Auge des anderen aber nicht den Balken im eigenen – sie stellen fest, dass der andere da „was am Hals hat“, merken jedoch nicht, dass sie selbst da auch „was“ haben. Und dann gibt es noch den, der plötzlich schwer krank ist, ein Gewicht, geschätzte 3 Zentner, drücken ihn zu Boden und es ist ihm unmöglich, auch nur den Kopf zu heben. Glücklicherweise haben wir von dieser letzten Art nicht einen in diesem Wurf, sie haben es schwer und man kann sich vorstellen, wenn ein Welpe drei Stunden braucht, um sich trotz des Halsbandes zu bewegen, wie lange es dauert, bis er sich ungezwungen an der Leine bewegt. Haben Sie sich schon einmal einen Hund ausgesucht? In vielen Büchern ist nachzulesen, wie man diese schwierige Entscheidung treffen soll. Suchen Sie sich einen souveränen Züchter – informieren Sie sich gut über die Rasse – lassen Sie sich die Elterntiere, zumindest die Mutter zeigen – lassen Sie sich nicht zu Spontan- oder gar Mitleidskäufen verleiten – finden Sie heraus, ob der Züchter auch nach dem Verkauf noch Interesse an dem Tier hat – überlegen Sie sich im Vorfeld gut, ob Sie ein Tier möchten, dass neugierig und forsch auf jede neue Situation zugeht oder ob für Sie besser das etwas ruhigere, das erst etwas später kommt, passend wäre. Und so weiter und so fort - ganz viele Weisheiten, die alle ihre Berechtigung haben. Das Problem ist nur, man sieht die Kleinen und schmilzt dahin, vergisst alle guten Vorsätze – Herz siegt über Verstand. Und dann kann es vorkommen, dass Sie sich nach einiger Zeit fragen, wie Sie zu gerade diesem Hund kommen. Dann hat z.B. der unerfahrene eher ruhige Ersthundbesitzer, den „Kracher“ des ganzen Wurfes, weil der sofort auf ihn zugewackelt ist, ihn sozusagen „ausgesucht“ hat. Als Züchter bin ich hier in einer ganz großen Zwickmühle: gern gebe ich, soweit es mir möglich ist, Auskunft über den Charakter und die Eigenheiten jeden einzelnen Tieres, doch ich muss auch gestehen, dass ich einen Hund auch schon mal falsch eingeschätzt habe, bzw. er sich später ganz anders entwickelt hat. Manchmal muss man auch jemandem seinen Traum nehmen und ihm sagen, dass seine Wohnsituation oder seine Vorstellungen nicht mit einem IW kompatibel sind. In meinem Leben, in dem mich seit 37 Jahren Hunde begleiten, gab es logischerweise immer wieder mal diese Entscheidungssituation. Nie - ob Sie es jetzt glauben oder nicht - nicht ein einziges Mal habe ich einen Hund so ausgewählt, wie es empfohlen wird. Und trotzdem kann ich rückblickend sagen, dass ich auch nicht ein einziges Mal mit dem falschen Hund nach Hause gegangen bin. Ich glaube nicht, dass ich einfach nur immer Glück hatte sondern vielmehr, dass es mit der inneren Einstellung zu tun hat. Wenn ich ein Wesen zu mir ins Haus hole, bin ich neugierig auf dieses neue Individuum. Ich beobachte einfach, was mir das Tier von sich aus anbietet und was es an eigenen Bedürfnissen mitbringt. Das verlangt dann natürlich schon Einfühlungsvermögen, mal ist da ein Hund, der ganz klare Ansagen braucht, die sogenannte konsequente Hand ein andermal ist da ein Hund, der einfach scheu und ängstlich ist und lange Zeit braucht, um einfach mal nur zu schauen. Ich glaube, dass genau dort das Geheimnis liegt: den Hund in seinen Grundbedürfnissen erkennen, ihn so akzeptieren und ihm dann geben, was er braucht. Mit Sachverstand und viel Gefühl kann man dann mit so ziemlich jedem Hund ein gutes Team bilden. Auch wenn man vielleicht mit etwas ganz anderem an der Leine da steht, als man sich das vielleicht vorher in seinen Träumen ausgemalt hat. Ein Bekannter von mir arbeitet in einem Tierheim, hat selbst keinen Hund, weil ihm die Zeit dazu fehlt und er ja den ganzen Tag Hunde um sich hat. Dann kam eines Tages eine kleine dicke Hündin, die beschloss ihn zu lieben, ihr Leben lang. Aber er wollte ja keinen eigenen Hund, also wurde sie vermittelt und kam nach zwei Wochen zurück, weil sie die Kinder der Familie nicht akzeptierte. Die kleine Hündin war zufrieden, wurde aber nach einigen Tagen wieder vermittelt, kam aber wieder zurück, weil sie überhaupt nicht allein bleiben konnte. Es gab auch noch eine dritte ebenfalls erfolglose Vermittlung. Jedes Mal, wenn die kleine dicke Hündin zurück ins Tierheim kam, freute sie sich und begrüßte den von ihr Erwählten euphorisch. Mittlerweile hat er akzeptiert, dass er ihr Herr ist – sie hat ihm ja auch keine andere Wahl gelassen. Hätte er selbst gewählt, wäre es wahrscheinlich ein sportlicher Hund geworden mit viel Spieltrieb, aber so lebt er mit ihr schon seit etlichen Jahren zusammen und bekommt oft genug mit, dass die Leute über dieses so ungleiche Paar schmunzeln. Aber sie ist ihm treu ergeben und er weiß genau, dass er keinen verlässlicheren Hund finden könnte. Eine ähnliche Geschichte haben mein Mann und ich mit unserem ersten Hund erlebt. Wir hatten sehr genaue Vorstellungen von unserem neuen Mitbewohner – ein Junghund sollte es sein, vielleicht schon stubenrein, weil wir ihn einer Mitwohnung ohne Garten wohnten, auf jeden Fall ein Rüde, größer als ein Dackel aber kleiner als ein Cockerspaniel, möglichst langhaarig. Und mit was sind wir aus dem Tierheim gekommen? Mit einem 12 Wochen alten Rottweiler-Mischling!!! Er kam, sah und siegte. Ohne uns weiter darüber unterhalten zu müssen, war stillschweigend die Wahl auf ihn gefallen, als er uns anblickte. Warum schreibe ich das jetzt hier? Bestimmt nicht, damit Sie spontan vielleicht gerade bei uns einen Hund kaufen. Nein, ich möchte nur, dass Sie beides – das Herz und den Verstand – bei der Entscheidung in die Waagschale werfen. Denn nur, wenn beides überzeugt ja sagen kann zu diesem einen Tier, haben Sie beide die besten Startbedingungen in eine gemeinsame Zukunft.

18.08.10 1350 Gramm in 4 Tagen – stellen Sie sich das einmal vor. Soviel hat der dicke Türke, der übrigens nun Calin heißen wird, zugenommen. Damit ist er zwar – wieder mal – der Spitzenreiter, allerdings hat Schmatz, der am wenigsten zugenommen hat, es immerhin auch auf stattliche 910 Gramm mehr gebracht. Heute früh, ich saß am Frühstückstisch und genoss meinen Pfefferminztee, da brach auf einmal das Chaos aus. Die Großen, die alle im Kaminzimmer lagen, sprangen auf, knurrten, irgendwie eben Chaos, ohne dass ich es näher benennen könnte. Und dann hörte ich sie anrücken – die furchtlosen Acht! Alle auf einmal fielen sie über uns her und hatten einen Heidenspaß dabei, Chaos zu verbreiten. Die Zeit nach der Morgenmahlzeit der Hunde ist hier immer ziemlich ruhig (um eine Magendrehung zu vermeiden) und alles döst so vor sich hin. Matthias hatte wohl das Tor des Welpenauslaufs nicht richtig verschlossen und das hatten die Zwerge entdeckt und so sind sie eben den ihnen bekannten Weg durch den Garten, die Waschküche, den Flur im ehemaligen Schweinestall durch die Deele, unseren Flur ins Kaminzimmer genommen. Die Großen reagierten teilweise ungehalten auf die ungestümen Begrüßungen und wollten bis auf Elsa und Smiley in den Garten, eben weg von den Zwergen. Und auch die zwei hatten schnell die Nase voll. Ja, und ich sitz dann da mit meiner Tasse Tee in den Händen und weiß nicht so recht, ob ich sie mal einfach gewähren lassen soll (sie haben ja solchen Spaß) oder ob ich sie wieder fix ins Welpenzimmer zurückbringe. Und da bei mir am frühen Morgen ja alles etwas länger dauert, lagen, als ich mich entschlossen hatte, ihnen diese Freude zu gönnen, alle schon im Tiefschlaf um mich verstreut herum. Da konnte ich sie dann ebenso gut wieder zurück in ihr „Bettchen“ bringen. Mittlerweile sind wir natürlich jeden Tag darum bemüht, ihnen neue Eindrücke zu verschaffen. Mal gibt´s neues Spielzeug, dann ein paar Kartons, mal spielen wir mit Luftballons, ein andermal mit Seifenblasen oder wir nehmen sie – aber nicht alle gleichzeitig – mit ins Hühnergehege oder fahren ein bisschen Auto. Ganz und gar sind sie dabei und nehmen alles in sich auf und dann plötzlich schlafen alle… Vor einigen Tagen hat mir Calin (der dicke Türke) so einen gewaltigen Schreck eingejagt. Ich hatte alle im Garten, also auf dem ganzen Gelände, tollen lassen, mit ihnen gespielt und dabei Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Weil ich wusste, dass sie bald wieder müde werden würden, ging ich mit ihnen zurück in den Welpenauslauf. Ich zähle durch – sieben. Das beunruhigt mich nicht weiter, aber als auch beim vierten Durchzählen das Ergebnis bleibt, schaue ich nach, wer mir denn da fehlt. Ja klar, der dicke Türke, der ja sowieso oft einzeln liegt. Ich schaue also überall nach: im Welpenauslauf, im Welpenzimmer, dem gesamten Garten, in der Waschküche, nichts, also von vorn und noch mal und noch mal. Ich schaue im ganzen Haus nach, obwohl ich sicher bin, dass die Türen zu waren, aber man weiß ja nie. Langsam werde ich nervös. Ich fange an „wusel, wusel“ zu rufen, was alle, auch die Großen auf den Plan ruft, da es ja unser „Sammelruf“ ist. Ja, alle – außer? Eben - der dicke Türke taucht nicht auf. Also ab auf die Knie. Ich habe ihn natürlich gefunden. In der Waschküche steht hinten in einer Ecke ein altes Nachtschränkchen, davor stehen Wäschekörbe und die dicken Hundebetten, die ich , wenn es mal nicht mehr regnet, mit dem Hochdruckreiniger sauber machen muss. Das Schränkchen steht auf etwa 15 Zentimeter hohen Füßen. Und genau da hat der dicke Zwerg sich drunter gerobbt und schlief den Schlaf des Gerechten. Nur seine Schwanzspitze konnte ich erkennen, aber das reichte mir ja. Ich zog ihn also unter dem Schränkchen hervor, samt der Spinnweben, die er dort gefunden hatte. Alle wieder da – Gott sei Dank!

23.08.10 Impfen und chippen – das ist ganz schön aufregend. Überhaupt erst mal alle ins Auto zu bekommen, ist schon eine Herausforderung. Was nützt mir der Bulli, wenn die furchtlosen acht einfach unter den Sitzen durch bis nach vorn krabbeln können. Also umdenken - das Ergebnis ist folgendes: 4 Zwerge kommen in unseren ausgedienten Kaninchenstall, zwei in die Hundetransportbox und jeweils einer auf den Arm meines Sohnes und meiner Freundin. Erst mal finden das alle spannend, dann lasse ich den Motor an, das ist dann schon für den einen oder anderen beängstigend. Von durchdringendem Geheul begleitet machen wir uns auf den 13 Kilometer langen Weg. Und wir freuen uns über jede rote Ampel, denn dann kehrt fast Ruhe ein. Caruso macht mal wieder allen klar, warum er seinen Namen trägt , auch wenn Gulliver ihm nacheifert. Irgendwann werden sie ruhiger und die Fahrt wird fast angenehm. Aber das Ergebnis ist mehr als zufriedenstellend, keiner hat ins Auto gemacht oder musste sich übergeben. Dann bei unserer Tierärztin benehmen sie sich auch gut. Sie lacht: „Die sehen ja alle aus wie kleine Punker“, denn momentan stehen ihre Haare in alle Himmelsrichtungen ab, der Vergleich ist gar nicht schlecht. Den nächsten Lacher haben wir auf unserer Seite, als sie nach den Namen fragt, damit sie es direkt in die Impfausweise eintragen kann. Glücklicherweise trägt sie die Namen aber nur mit Bleistift ein, mittlerweile haben wir uns zwar für die offiziellen Namen entschieden, doch für uns intern ist Schmatz eben immer noch Schmatz und weil es eben doch immer viel zu kontrollieren und zu besprechen gibt, könnte es eventuell passieren, dass ich einem Welpen in dem Moment den falschen Namen zuordne. Da wird geimpft, Zähne, Bauchnabel und Hoden kontrolliert, allgemein durchgecheckt und gechipt. Aber wir haben alles gut hinter uns gebracht und für diesen Tag brauchen meine furchtlosen Acht auch kein weiteres Input- sie haben genug erlebt und müssen natürlich auch erst einmal die Impfung verarbeiten.

26.08.10 Schade, dass zur Zeit das Wetter nicht so toll ist. Viel lieber sitze ich mit den Kleinen im Garten, als dass sie im Haus alles unsicher machen. Ivory, Schneewittchens Mutter, also die Oma der furchtlosen Acht, ist krank, sie hat eine Entzündung im Sehnervs und da bin ich es ihr natürlich schuldig, dass ich ihr die Kleinen vom Leib halte. Normalerweise erzieht sie ja kräftig mit und sieht momentan ihre Hauptaufgabe wohl darin, die Zwerge in ihre Schranken zu weisen, aber seit es ihr eben nicht so gut geht, merkt man, dass sie einfach nur ihre Ruhe möchte. Heute morgen saß ich oben am Computer, um die Welpenmappen, die wir an die Käufer weitergeben, fertig zu stellen, als unten immer wieder ein Welpe quengelte. Mal lauter, mal leiser. Nun ist es natürlich so, dass eigentlich fast immer irgendetwas los ist bei den Kurzen, es ist also nicht ungewöhnlich, wenn man sie durchs ganze Haus krakeelen hört. Ich habe es dementsprechend ignoriert. Als ich später runterkam, habe ich mich über mich selbst geärgert. Wäre ich runtergegangen, hätte ich mich darüber freuen können, dass sie schon fast stubenrein sind. Sie haben nämlich so einen Lärm gemacht, weil die Tür nach draußen zu war. Sie konnten also nicht nach draußen und mussten leider ins Welpenzimmer machen. Der Türkeil, der die Terassentür normalerweise offenhält, hatte ihre Neugier entfacht. Sie haben ihn unter der Tür weggezogen, die dann eben zugegangen ist. Beim nächsten Mal werde ich wohl reagieren.

28.08.10 Heute war die Zuchtwartin zur Wurfabnahme da. Ihre Aufgabe ist es, den Zustand der Welpen und der Mutterhündin zu beurteilen und ob alle Anforderungen des DWZRV bezüglich der Zucht erfüllt werden. Jeden Hund sieht sie sich einzeln an und kontrolliert insbesondere die Zähne und ob die Hoden schon an Ort und Stelle sind. Der größte Spaß ist abschließend immer, wenn wir versuchen, die Zwerge wie bei einer Ausstellung hinzustellen, um mal ganz gezielt auf ihre Ausstellungsqualiäten hin zu betrachten. Das kennen sie nicht. Das finden sie auch nicht besonders interessant, für einen Moment so stehen zu bleiben, wie wir sie hinstellen. Wie ich schon eingangs sagte. Es ist ein großer Spaß und wie aussagekräftig es ist, kann ich auch nicht wirklich beurteilen. Es gibt Züchter, die schon 2 Tage nach der Geburt entscheiden, welchen Hund sie für sich behalten, andere behalten die vielversprechendsten für ein Jahr und verkaufen dann den oder die anderen. Bei beidem muss ich leider passen. Ich habe nicht das Gespür dafür, schon bei den Neugeborenen ihre Möglichkeiten zu erkennen und einen Hund ein Jahr behalten, mit der Option, dass er „mein Hund“ bleibt und der andere eben geht – das kann ich auch nicht. Da muss wohl jeder seinen eigenen Weg finden. Bei unserem ersten Wurf haben wir uns für Ashton entschieden. Und Schneewittchen durfte spontan bleiben, nachdem sie operiert werden musste und wir ganz schön um ihr Leben gebangt haben. Und nun ist sie es, die in die Zucht gegangen ist und Ashton eben nicht. So viel zum Thema Planung… Aber zusätzlich gab es noch Otto, ein Rüde, der mit gut einem Jahr nach Schottland ging und eben so lange, bis er die Einreisekriterien erfüllte, bei uns bleiben musste/durfte. Natürlich wussten wir von klein auf, dass wir uns von ihm trennen würden, aber es war wirklich hart. Jeder Hund, der hier lebt, soll sich geliebt fühlen – wogegen man sich auch gar nicht so recht wehren kann – und das macht den Abschied dann sehr schwer.

01.09.10 Wissen Sie, wie wunderschön schwarze Wolfshundwelpen mit einem Hauch von Vanille aussehen? Ich auch nicht – bis vorhin. Ich hatte tatsächlich mal wieder etwas Zeit gefunden, an unserem Treppenhaus weiter zu streichen und die Farbrolle und den Eimer in der Waschküche ausgewaschen. Nur so ganz porentief sauber wird so eine Rolle ja einfach nicht mehr. Ich hatte sie auch noch gar nicht vermisst. Nur was mir auffiel, waren eben die Welpen mit diesem Hauch von Vanille an Schnauzen, Schwänzen, Beinen, Ohren und anderen Stellen. Zuerst konnte ich es mir gar nicht erklären. Als ich aber etwas später mal wieder mit ihnen durch den Garten tollte, fand ich die Reste der Rolle und damit auch die Erklärung für die wundersame Farbveränderung. Ich finde so manches Mal Dinge, die ich so in der Form oder an dem Ort nicht gesucht habe. Wäsche auf der Wäschespinne ist auch immer sehr spannend. Und da die furchtlosen Acht ja immer größer werden, wird es für mich (Riesin, die ich bin) immer schwerer, die Wäsche so hoch zu hängen, dass sie nicht daran kommen, um Löcher dort zu machen, wo wir sie gar nicht brauchen.

05.09.10 Calin ist heute ausgezogen. Da in seinem neuen Daheim schon eine erwachsene IW-Hündin lebt, durfte er schon jetzt mit 10 Wochen gehen, wo er auch direkt damit begann, seine neue Familie um den Finger zu wickeln. Nein, der Hund soll nicht in die Küche. Ja gut, aber am erste Tag soll er sich erst einmal in Ruhe umschauen. Vorn am Eingang haben sie extra eine Rampe für ihn gebaut, damit er nicht die 4 Stufen ins Haus hochsteigen muss. Die benutzt er auch, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Nur gut, dass direkt nebenan schon Rudi wohnt, aus unserem A-Wurf. Irgendwann müssen wir gehen und den Kleinen zurücklassen und da gehen wir eben direkt rüber und lassen uns dort trösten. Einmal war eine Frau hier, die sich auch für einen Welpen interessierte und stellte nach zwei Stunden fest: „Ich glaube, sie wollen gar keinen abgeben.“ Nein, natürlich wollen wir das nicht, aber so vernünftig sind selbst wir, alle behalten können wir auch nicht. Außerdem bleiben wir ja in regem Kontakt und telefonieren gerade in der ersten Zeit sehr viel, ob auch alles gut läuft.

08.09.10 In unserm Hause stinkt´s. Nach Hund - wen wundert´s. Um genau zu sein, nach nassem Hund. Aber zum Glück gibt es Duftkerzen, Duftstecker, Duftöle, Fenster, die sich weit öffnen lassen, aber machen wir uns mal nichts vor, niemand, der dieses Haus betritt, würde vermuten, dass wir keine Tiere haben. An den meisten Tagen stehen wir darüber, aber ehrlich gesagt gibt es auch die Tage, an denen man denkt, ein Wohlgeruch, der dich empfängt, wenn du die Tür öffnest, ist auch was wert. Unser Versicherungsvertreter war in dieser Woche hier. „Wie viele Hunde habt ihr denn jetzt?“ „Fünf und die Welpen.“ „Ja, müssen das denn so viele sein?“ Ja, müssen es. Wer sollte denn über sein. Nicht ein einziger, der nicht eine große klaffende Lücke hinterlassen würde. Wie habe ich letztens in einer – da wären Sie jetzt nie drauf gekommen – einer Hundezeitschrift gelesen: „Ich (also nicht ich, sondern der Whippetzüchter, der interviewt wurde) habe zu viele Hunde und doch nie genug!“ Am Wochenende zieht Freya, alias Zecke, aus. Es ist schön, mitzubekommen, wie die künftigen Besitzer ähnlich wie Kinder zu Weihnachten, die Tage bzw. Nächte zählen. Noch dreimal schlafen… Es ist wirklich ein Geschenk, an dieser Freude teilhaben zu dürfen und auch ein bisschen Entschädigung für den Abschiedsschmerz. Wir haben einfach nicht die Professionalität, damit gelassen umzugehen. Oder sollte ich sagen, wir sind zu sehr mit dem Herzen dabei?

11.09.10 Die furchtlosen Acht zerstreuen sich in alle Winde. Eine Woche lang hatten wir hier Schneewittchen und die sieben Zwerge. Doch es ist wie mit den zehn kleinen Negerlein – da waren´s nur noch sechs. Heute Morgen – wen wundert´s – lief mal wieder alles anders als geplant. Wir wollten Freya in ihr neues Zuhause bringen, aber die Rechnung haben wir ohne Ivory gemacht. Ich hatte ja schon von ihrer Augenentzündung geschrieben. Wir waren also insgesamt 3 Mal bei unserer Tierärztin, die uns dann aber in eine Klinik, 150 Kilometer entfernt, überwies. Dort wurde sie in den letzten 10 Tagen 3 Mal behandelt, davon 2 Mal in Narkose, und nun sollte eigentlich alles nur noch ausheilen. Klappt aber wohl nicht ganz so. Jedenfalls war der Zustand heute Morgen wieder so schlecht wie zu Beginn der Behandlung, also mussten wir wieder los. Kurzerhand wurde umdisponiert – glücklicherweise bleibt Freya relativ nah bei uns und ihr neuer Lebensmittelpunkt holte sie direkt hier ab.

01.10.10 Dies wird der letzte Eintrag in das Wurftagebuch unseres C-Wurfes sein. Noch sind wir weit davon entfernt, dass hier wieder der Alltag einzieht, doch die Zeit für weitere Eintragungen fehlt einfach. Fast alle Zwerge haben neue Lebensmittelpunkte gefunden, das Telefon steht kaum noch still, manchmal hat ein Welpenkäufer eine Frage, ein anderes Mal möchte uns einer einfach nur eine lustige Begebenheit erzählen. Wir haben viel zu tun und all die Arbeiten, die wir seit Ende Juni erfolgreich verdrängt haben, bringen sich jetzt um so deutlicher wieder in Erinnerung. Und da sind ja auch noch die Familien, die zu unserem A- und B-Wurf gehören, morgen beispielsweise ist Welpentreffen des A-Wurfes. Ausstellungen stehen noch an, für die wir uns in diesem Jahr kaum Zeit genommen haben und die Pflanzen, die den Sommer trotz nicht vorhandener Pflege überlebt haben, wollen wenigstens noch liebevoll auf den Winter vorbereitet werden. Und nicht zuletzt müssen wir unsere „Wunden lecken“, die der Trennungsschmerz geschlagen hat. Und doch empfinden wir es als großes Glück und Segen, züchten zu dürfen. Wir dürfen diese kleinen hoffnungsvollen Wesen in ihr Leben begleiten, lernen wunderbare Menschen kennen, die Tiere ebenso lieben wie wir und haben so unendlich viel Spaß und Freude an diesem Leben.